»The Beauty of the Matter«

26. Mai – 27. November 2016 Themenausstellung in der La Galleria Dorothea van der Koelen Venezia Venedig, Italien


Künstler der Ausstellung

Mohammed Kazem - Ausstellung »The Beauty of the Matter«
Kazem
Arne Quinze - Ausstellung »The Beauty of the Matter«
Quinze
Mario Reis - Ausstellung »The Beauty of the Matter«
Reis

Lore Bert · Hellmut Bruch · Daniel Buren · Jan van Munster · Carolin Liebl & Nikolas Schmid-Pfähler · Vera Röhm

»The Beauty is the Mystery of Life« (Schönheit ist das Geheimnis des Lebens) hat Agnes Martin in ihren Schriften notiert. Diesem Geheimnis der Schönheit ist die Ausstellung gewidmet; dem Wesen der Schönheit wird in verschiedenen Materialien nachgespürt. Dies führt zu unterschiedlichsten Bildergebnissen.

Von Daniel Buren, dem weltberühmten französischen Streifenkünstler und vielfachem Biennale-Teilnehmer wird eine historische Arbeit von 1987 gezeigt. In Lucerne präsentiert sich ein zweiteiliges Konzept, bei dem zwar architektonische Elemente eine Rolle spielen – denn der Künstler arbeitet meist in situ an vorgegebenen Architekturen – doch hier kombiniert mit einem ‘Bild’, das einfach an der Wand hängt. Es ist die perfekte Verbindung zwischen Bild und Raum!

Von Lore Bert, die in diesem Jahr zu ihrem 80. Geburtstag unter dem Titel »Im Banne der Kulturen – Fragile Werte« einen Ausstellungsmarathon mit 10 Ausstellungen in 5 Ländern (Italien, Mexiko, Polen, Schweiz und USA) absolviert, sind neben neuesten Bildobjekten in leuchtendem Gelb und weiß, darunter ein großes Ornament, Teile ihres umfangreichen Zyklus von Falt-Feld-Papyrus Collagen auf Japanpapier zu sehen.

Der Österreicher Hellmut Bruch, der ebenfalls in diesem Jahr seinen 80. Geburtstag feiert, zeigt seine jüngsten Kreationen in orangefarbenem fluoriszierenden Acrylglas, dessen faszinierendes Leuchten den Betrachter in Bann zieht. Kompositionen aus Kreis und Quadrat, den Proportions-Hierarchien Fibonaccis folgend, erzeugen Tor-und Tunnelartige Wahrnehmungen von Perspektive.

Mohammed Kazem aus Dubai, der auf der Biennale 2013 mit einer großartigen Multimedia-Installation zum Thema Directions den Länderpavillon der Vereinigten Arabischen Emirate gestaltete und von der Galerie Dorothea van der Koelen in Mainz im Rahmen der Ausstellung »Zahlen – Zeit – Zeichen« bereits 2003 ausgestellt wurde, zeigt seine jüngsten Arbeiten in Aluminium und Edelstahl. Ein Schraubenbild mit dem Titel Fixing Nothing verweist mit der Anspielung auf das Sein, dass man nicht fixieren kann, da es stetiger Veränderung unterliegt, nicht nur auf den Vorsokratiker Heraklith, sondern wird zugleich zum Sinnbild für Venedig, in dem die Gewässer in ständigem Fluss sind. Die kubenförmige Lightbox mit verschiedenen Maßeinheiten knüpft unmittelbar an die früheren Positionsbestimmungen des Künstlers an und stellt die Relativität bestehender Werte in Frage.

Schon in den 80er Jahren hat Mario Reis seine persönlichen künstlerischen Eingriffe und Kompositionshandlungen auf ein Minimum reduziert und Energien, die außerhalb von ihm liegen, zum ‘Mit-Täter’ seiner Bilderfindungen gemacht. Dabei initiiert er einen Bildprozess, der sich dann verselbstständigt und zu einem – auch für ihn selbst – oft überraschenden Bildergebnis führt. Seine Naturaquarelle malt das Wasser selbst und auch in den Blindzeichnungen, die er mit verbundenen Augen herstellt, gibt es keine planbare Komposition, sondern es entsteht eine freie malerische Bildpoesie.

Die Energie des Bildhauers ist von jeher das Thema des Niederländers Jan van Munster, sei es in Form von Licht (Neonröhren), von Hitze oder Kälte oder in der Magie von Granitkugeln, wie in dieser Ausstellung. Battery for Two, ein lang gezogenes Kugelpaar aus schwarzem Granit, in dessen Front die Zeichen + (plus) und – (minus) in Bronzelettern eingelassen sind, und auf deren Rückseite Vertiefungen dazu einladen, die Energie des Steines in sich aufzunehmen, verweisen auf die Bipolarität der Welt, in der gegensätzliche Energien erst ein Ganzes bilden.

Die aus Ulmenholz und Plexiglas zusammen gefügten Ergänzungen von Vera Röhm stellen auf höchst poetische Weise eine wunderbare Symbiose aus Kunst und Natur dar. Das Holz ist verletzt, zerbrochen; das Plexiglas ‘heilt’ den Bruch, ergänzt das Fragment wieder zu einem vollständigen Ganzen. Die Luftblasen, die bei der ‘Fusion’ entstehen, nehmen das Licht auf, spiegeln es wieder und erzeugen so eine Welt der Augenblicke voller Wunder und Überraschungen.

Der Belgier Arne Quinze, der vor allem durch seine großformatigen Straßen-, Brücken-und Platzübergreifenden Environments bekannt geworden ist, präsentiert in der Ausstellung eine seiner in magisch anziehendem leuchtenden Rot gehaltenen ChaosLife-Objekte, diesmal in der Form eines Tondos. Zahllose kleine rot gefärbte Holzstückchen sind zu einem dreidimensionalen Gebilde zusammengefügt, das eine wellenartige Bewegung suggeriert. Wenn die Welt sich im Wirbel eines Chaos befindet, muss man neue Ordnungen und Strukturen entwickeln, um überlebensfähig zu sein. Der Spiegel auf der Rückseite des Raumgebildes bezieht den Betrachter unmittelbar mit ein in das Bildgeschehen; dieser wird zum Teil des Werkes, das Spiegelbild zum Selbstporträt des Betrachters.

Die kinetischen Skulpturen des ganz jungen Künstler-Duos Carolin Liebl & Nikolas Schmid-Pfähler, das seit 2012 zusammen arbeitet und im Rahmen des Bundeswettbewerbes »Kunststudenten stellen aus« 2015 in der Bundeskunsthalle in Bonn zu sehen war, spielen mit den Phänomenen der Technik und ihrem Einfluss auf das Individuum und die Gesellschaft. Ihre ‘Wesen’, Es, Sie (2) oder Bewegungsform aus elektromagnetischen Spulen, Kupferdraht, Kabeln, Kunststoffen und Stahlkonstruktionen faszinieren durch die Schönheit der verwendeten Materialien, durch die Präzision des Aufbaus – jedes Detail wird von dem Künstlerduo persönlich hergestellt – und die Strenge der Konzeptionen. Zugleich offenbaren ihre kinetischen Skulpturen in der oftmals unerwarteten Bewegungschoreographie ein großes Potenzial an Humor und Emotion.

Publikation zur Ausstellung

Die Schönheit der Materie
Die Schönheit der Materie
The Beauty of the Matter

2016

Dr.  Dorothea  van der Koelen

Galerie