Lore Berts Formenvokabular ist sehr vielfältig. Neben konstruktiven Formen, Geometrie, Architekturelementen, Ornamenten und Buchstaben spielen seit 1988 Zahlen eine wichtige Rolle in ihrem Oeuvre. Ihr erster Besuch im Orient spielte dabei eine wichtige Rolle, wie sie in ihrem jüngst erschienenen biographischen Werk Spaziergang durch ein Leben zu berichten weiß:
In die orientalischen Zahlen hatte ich mich schon bei meinem ersten Besuch in Kairo verliebt. Immer wenn wir im Taxi anderen Autos hinterher fuhren, sah ich die Nummernschilder die teilweise arabisch, teilweise orientalisch beschriftet waren. Die schönen kalligraphischen Formen, die nichts bedeuteten, wollte ich in mein Werk aufnehmen. Dann fertigte ich Transparente mit Japanpapier an, deren einzelne Päckchen mit Watte gefüllt waren. Darauf klebte ich meine orientalischen Zahlen, die aus Nepalpapier ausgeschnitten waren.
Diesen Formen blieb Lore Bert treu. Sie ziehen sich durch ihr Werk bis hin zu den neusten Schöpfungen des Jahres 2021. Anlässlich ihres 85. Geburtstages zeigt sie in der Cadoro – Zentrum für Kunst und Wissenschaft in Mainz-Hechtsheim im Rahmen der Ausstellung Spuren der Erinnerung – Zeichen der Gegenwart das Environment Zahlen im Licht mit 8 orientalischen Neonzahlen. Transparentarbeiten mit verwandten Formen flankierten die Installation im Ausstellungsraum.
Die renommierte Kunsthistorikerin Dr. Karin von Maur, die Lore Berts besondere Wertschätzung genießt, schrieb in einem Katalogbeitrag zu wichtigen Ausstellung Magie der Zahl 1997 in Stuttgart über die präsentierten Werke der Mainzer Papierkünstlerin:
Einige Beispiele, wie die Bilder von Lore Bert, reflektieren die Beschäftigung mit dem Zeichencharakter von Zahlen am Beispiel der heute gebräuchlichen Zahlzeichen der Ägypter, die hohe Zahlen mit wenigen Schriftzeichen ausdrücken.
Der Film, den wir Ihnen in dieser Woche präsentieren, führt in diese faszinierende und doch vielen weniger bekannte Werkgruppe ein. In gewohnt fachkundiger Art und Weise führt Dr. Dorothea van der Koelen den Zuschauer zugleich kunsthistorisch und kurzweilig in die Materie ein.