Lore Bert Kant-Werke

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So wie das unbeschriebene Blatt Papier bieten Lore Berts Papierarbeiten die Möglichkeit, ganz verschiedene Ideen zu verwirklichen. Und da die Mainzer Künstlerin humanistisch gebildet, weit gereist und vielseitig interessiert ist, so verwundert es nicht, dass sie sich auch mit den Schriften Immanuel Kants beschäftigt hat.

Schon 1998 fertigte sie das epochale Triptychon Transzendentale Ästhetik für ihre Ausstellung in Seoul im gleichen Jahr. In der Folge – und verstärkt nach der Jahrtausendwende – fertigte sie eine ganze Gruppe ihrer beliebten Transparentarbeiten mit Zitaten des Autors der Kritik der reinen Vernunft. Für die fragilen Transparente beschriftet die inzwischen 85-Jährige kleine Papiertaschen behutsam in aufwendiger Handarbeit und füllt sie anschließend mit weicher Baumwollwatte zu kleinen Kissen, die sie anschließend zu einer größeren Fläche verbindet. Einen besonderen Fokus legt die Papiervirtuosin dabei auf Textpassagen, die sich mit der menschlichen Wahrnehmung befassen.

Lore Bert ist eine akribische und perfektionistische Künstlerin. Über einen Künstler, der Unmengen an Zeichnungen erschafft, nur um die meisten von ihnen wegzuwerfen, schreibt sie in ihrer Künstlerbiographie Spaziergang durch ein Leben auf Seite 82:

Ich könnte nie so arbeiten! Ich versuche, jede Arbeit so lange zu verbessern, bis sie meinen Vorstellungen entspricht.

So verwundert es nicht, dass es bei den Kant-Transparenten nicht blieb. Zunächst an der Universität Bayreuth, später aber auch in den Vereinigten Arabischen Emiraten zeigte sie ein Environment mit dem Titel Kant: Zeit und Raum, für das sie traumhaft leichte, aus zartem Papier gefertigte Kugeln an nahezu unsichtbaren Fäden an der Decke des Ausstellungsraums befestigte. Die Kugeln, wie ein Planetenmodell anmutend, beschriftete sie dann in blauer Farbe mit den lieb gewordenen Zitaten des Königsberger Philosophen. Die neueste Installation dieser ›Familie‹ ist zur Zeit in der Cadoro – Zentrum für Kunst und Wissenschaft in Mainz im Rahmen der Ausstellung Spuren der Erinnerung – Zeichen der Gegenwart noch bis zum 20. Dezember 2021 zu bewundern.

Eine der frühesten Arbeiten, die Lore Bert den Texten Immanuel Kants widmete, ist tatsächlich das Transparentdiptychon ich fühle – ich denke aus dem Jahr 1988. In nur vier Worten bringt sie darin eine zentrale Idee des Philosophen auf den Punkt. Im Jahr 2018, als sie einen umfangreichen Zyklus von Arbeiten mit ägyptischem Papyrus und zartem Japanpapier schuf*, entstand auch die Papyrusarbeit ich fühle – ich denke (n. Kant), die den Bogen zu ihrem frühen Schaffen schlägt.

* dokumentiert in der wunderbaren Publikation Papyruscollagen 2015-2018

Nicht nur in Mainz kann man die Kunst von Lore Bert in vollen Zügen genießen. Ab dem 25. September kann man die leichten, schwebenden Papierarbeiten der fleißigen Kosmopolitin auch auf dem malerischen Mallorca bewundern. In der Galería Roy werden ihre Arbeiten bis zum 5. Dezember 2021 im Rahmen der Einzelausstellung Lore Bert – Ways of World Making gezeigt.

Auch in Nordamerika wird Lore Berts 85. Geburtstag gefeiert. Unter dem Titel Reflection/Inspiration lädt die Atrium Gallery in St. Louis (Missouri) ihre Besucher ein, die fragilen Papierarbeiten der Künstlerin zu bestaunen.

Es ist bereits Lore Berts dritte Einzelausstellung in der US-amerikanischen Galerie, mit deren Besitzerin Carolyn Miles sie eine jahrzehntelange Freundschaft verbindet.

Die Schau, deren Werkauswahl auch einen Bezug zur künstlerischen Autobiographie Lore Berts (Spaziergang durch ein Leben) aufweist, ist bereits seit dem 17. September der Kunstöffentlichkeit zugänglich und wird bis zum 20. November gezeigt.

Werke

Lore Bert - Kant: Der Raum ist …

Lore Bert

Kant: Der Raum ist … ‧ 2004
Transparent mit Japanpapier, 60 x 60 cm, WVZ 04034
Lore Bert - Kant: Zeit und Raum

Lore Bert

Kant: Zeit und Raum ‧ 2021
Environment: Installation von 12 Kugeln, blau beschriftet mit Kantzitaten Mainz · Cadoro - Zentrum für Kunst und Wissenschaft, 500 x 800 cm, WVZ 21189
Lore Bert - ich fühle – ich denke

Lore Bert

ich fühle – ich denke ‧ 2018
Collage mit Papyrus auf Japanpapier, 120 x 120 cm, WVZ 18051

Anfrage

Publikationen

Papyrus-Collagen 2015 – 2018
Lore Bert
Papyrus-Collagen 2015 – 2018

2018

25,– €
Papierbilder I
Lore Bert
Papierbilder I
Arbeiten 1983 – 2008

2008

28,– €
Spaziergang durch ein Leben
Lore Bert
Spaziergang durch ein Leben
Lore Berts Weg in die Kunstwelt

2021

78,– €

Publikationen über Lore Bert

Dr.  Dorothea  van der Koelen

Galerie