Heinz Gappmayr Zeit und Raum
10. Oktober 2024Heinz Gappmayr
Der Begriff der ›Zeit‹ wird in unterschiedlichen Bildtexten von Heinz Gappmayr – wie im ausgestellten Werk Zeit (Aquatec auf Leinwand über Holz, 240 x 164 cm, 1983) – unter immer unterschiedlichen Gesichtspunkten und in unterschiedlichen Dimensionen visualisiert, hinterfragt und erweitert. Der österreichische Konzept-Künstler, dem Dorothea van der Koelen ihre Dissertation widmete (Das Werk Heinz Gappmayrs – Darstellung und Analyse, 1993), gilt als ›Meister der visuellen Poesie‹.
Die Offenheit dieser Texte, die nichts bedeuten im Sinne einer konkret festgelegten Meinung, gefällt mir sehr, weil ich mit meiner Phantasie spazieren gehen und neue Gedanken frei formulieren kann.
Dorothea van der Koelen
Ein wichtiger Aspekt besteht darin, daß Gappmayrs Werke nicht nur aus Sprache gebildet sind, d.h., daß die Form ihrer Präsentation – schriftlich, mündlich oder auf Datenträgern – zweitrangig wäre, sondern daß ihre konkrete visuelle Präsentation das Wesen dieser Werke ausmacht.
Der zweite liegt darin, daß sich Gappmayrs visuelle Texte auf eine ganz spezifische Begrifflichkeit beschränken. Worte für physische Objekte mittlerer Größe, eben jene paradigmatischen Bezeichnungen, die uns den Abbildungscharakter der Sprache suggerieren, erscheinen in Gappmayrs Werken grundsätzlich nicht. Es fehlt aber überhaupt jede Bezugnahme auf Einzelnes, Psychisches, Ereignishaftes.
Die Begrifflichkeit, die für Gappmayrs visuelle Texte das Ausgangsmaterial bildet, beruht auf einer eingehenden Auseinandersetzung Gappmayrs mit Kants Kategorienlehre. Daneben gibt es aber in Gappmayrs Werken eine ganze Klasse von Ausdrücken, die sich nicht im Umfeld der Kategorien wiederfinden: Dabei handelt es sich um Begriffe die zeitliche, räumliche und mathematische Aspekte betreffen.