Günther Uecker In Memoriam

12. Juni 2025
Günther Uecker auf YouTube
5:42

Günther Uecker – In Memoriam

 

Am Abend des 10. Juni 2025 hat Düsseldorf und die Welt der Kunst einen ihrer größten Repräsentanten verloren. Ueckers 95 Lebensjahre waren gefüllt mit künstlerischem Mut, humanistischem Geist und radikaler Kreativität. Sein Œuvre – von den Nagelreliefs über Lichtkunst bis zu Sakral- und Friedensprojekten – wird weiter wirken und kommende Generationen inspirieren.

Geboren in Wendorf (Mecklenburg), absolvierte Uecker zuerst eine Lehre als Maler und Reklamegestalter. Er studierte Malerei in Wismar, Berlin-Weißensee und ab 1955 in Düsseldorf bei Otto Pankok. 1953 floh er aus der DDR nach West-Berlin, 1955 ließ er sich dauerhaft in Düsseldorf nieder – der Stadt, die sein künstlerisches Zuhause wurde.

Ende der 1950er Jahre begann er, Zimmermannsnägel auf Leinwände und Alltagsobjekte zu schlagen – Stühle, Musikinstrumente, Metallflächen – und schuf rhythmische Reliefs, Spiralen und strukturierte Oberflächen, die er Empfindungswerte aus der Zeit nannte. Der Nagel wurde sein expressives, rohes, aber tief spirituelles Formsymbol.

1961 trat Uecker der Künstlergruppe ZERO bei – mit Heinz Mack und Otto Piene. Sie suchten einen ›Nullpunkt für die Kunst‹ nach dem Krieg – für Uecker war dies der Startschuss für eine Karriere, die ihn schnell international bekannt machte. Er galt als großzügiger, empathischer Mensch: spendete Erlöse für Glocken in seiner Schulregion Rerik, stiftete die Domfenster, engagierte sich gegen das Vergessen der Judenverfolgung.

Uecker selbst betonte: »Das Eigentliche ist noch nicht getan.« – auch im hohen Alter blieb er kreativ tätig, schuf Aquarelle, Glasfenster und arbeitete 2025 aktiv in seinem Atelier.

Seine Werke befinden sich in öffentlichen Räumen, Museen und Sammlungen weltweit – darunter K20 in Düsseldorf, der Reichstag Berlin und der Schweriner Dom.

Uecker hinterlässt sein künstlerisches Erbe – in Form der 2008 von ihm mitbegründeten ZERO Foundation und zahlreichen Schülern, Förderern und Werkstätten.

 

 

 

 

 

 

 

 

→ Video über die Aufzeichnung in der Cadoro

 

Dr.  Dorothea  van der Koelen

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