Fabrizio Plessi Mare Verticale
7. August 2025Cadoro · Mare Verticale · 2009
Fabrizio Plessis Videoinstallation Mare Verticale ist ein herausragendes Beispiel für die Verbindung von Technologie, Natur und Kunst im öffentlichen Raum. Plessi, ein Pionier der Videokunst, präsentiert mit diesem Werk seine Faszination für das Element Wasser in einer monumentalen Form.
Die erste Version von Mare Verticale wurde im Jahr 2000 für den italienischen Pavillon auf der Expo in Hannover geschaffen. Das Werk besteht aus einer 44 Meter hohen, selbsttragenden Metallstruktur mit LED-Bildschirmen, die computergesteuert sind und Ton abspielen. Es symbolisiert das Meer in vertikaler Ausrichtung und stellt eine Hommage an die maritime Kultur dar, die in seiner Wahlheimat Venedig omnipräsent ist.
Im Jahr 2005 präsentierte Plessi eine aktualisierte Version von Mare Verticale am Eingang der Giardini während der 51. Biennale von Venedig. Diese Installation, ein Totem aus Stahl und Aluminium, begrüßte die Besucher mit einer technologischen Interpretation des Meeres.
Die in der Cadoro präsentierte Ausführung der Arbeit aus dem Jahr 2009 in der typischen Form eines venezianischen Bootes, eines San Pierotta, in dessen Inneren leuchtend blaues digitales Wasser in die Tiefe stürzt – damit aber zugleich den Weg der Barca gen Himmel suggeriert – ist sechs Meter hoch und aus Cortenstahl gefertigt. Die drei Bildschirme sind in die Metallkonstruktion eingelassen.
Die besondere Position Plessis innerhalb der Sparte der Videokunst ist die Verbindung des elektronischen Mediums mit archaischen Formen und Zusammenhängen; nicht der Film selbst ist das eigentliche Kunstwerk, sondern die gesamte Video-Skulptur. Der Film erscheint gewissermaßen (nur) als bewegte Malerei im skulpturalen Ambiente. Dabei bleibt Fabrizio Plessi in der Farbigkeit stets seinem italienischen Heimatland nahe: die rostfarbenen Gehäuse mit den blau schimmernden elektronischen Flüssen erinnern an sein geliebtes Venedig.
Die Videokunst Plessis charakterisiert sich durch die Übergänge von Fiktion und Realität. Indem er Traumsituationen erzeugt, in denen die Gesetze der Realität aufgehoben werden, gelingt es Plessi, die Realität in einen Zustand überzuführen, in dem sich die Einbildungskraft entfalten und neue Visionen hervorrufen kann. Die Gewalt der Kräfte, die Plessi den Elementen Wasser (und Feuer) verleiht, weist Analogien zu der Auffassung Heraklits von dem Kreislauf der Natur als eines unendlichen Werden und Vergehens auf.
Plessi fertigt im Rahmen des Schöpfungsprozesses seiner Skulpturen häufig Vorzeichnungen an. Für seine Mare Verticale-Arbeiten existiert solch eine Studie, entstanden in der Vorbereitung der ersten Arbeit von 2005.
In diesem Sommer und zu Ehren des 85. Geburtstages Fabrizio Plessis präsentieren wir Ihnen in der Cadoro – Zentrum für Kunst und Wissenschaft in Mainz pünktlich zu unserem diesjährigen Sommerfest am 16. August 2025 eine Einzelausstellung von Fabrizio Plessi mit zentralen Arbeiten aus dem umfangreichen Œuvre des Wahlvenezianiers und Pioniers der Videokunst.