Lore Bert

Projekt für San Fantin · Towards the Light – 17. Dezember 2025 CADORO Mainz


Kunst zwischen Zeichen, Raum und Erkenntnis

Anlässlich unseres diesjährigen Sommerfestes am 16. August 2025 präsentieren wir in der Cadoro – Zentrum für Kunst und Wissenschaft in Mainz, nicht nur die jüngste Publikation von Lore Bert – Papierbilder 4, die gerade erschienen ist und den Zeitraum von 2020 – 2022 umfasst – sondern auch eine Ausstellung mit Werken, die zeitlich gerade an diesen Band anschließen, also Bildobjekte von 2023 + 2024 und auch ein Werk von 2025 ist dabei.

Darüber hinaus wird das von Lore Bert für 2026 geplante Biennale-Projekt Towards the Light an einem Modell erläutert, das am 8. Mai 2026 in der Kirche San Fantin in Venedig eröffnet wird.

Lore Bert (*1936 in Gießen) ist eine international renommierte Künstlerin, deren Werk an der Schnittstelle von Kunst, Wissenschaft und Philosophie angesiedelt ist. Bekannt für ihre filigranen Papierarbeiten, raumgreifenden Installationen und konzeptuellen Werke, verbindet sie ästhetische Präzision mit kultureller Tiefe. Sie zählt zu den bedeutendensten Positionen der internationalen Gegenwartskunst. Ihr Werk bewegt sich zwischen Bild, Objekt und Rauminstallation – geprägt von einer außergewöhnlichen Sensibilität für Material, Struktur und Bedeutung.

Zentral in ihrem Schaffen ist die Verwendung von feinem, meist handgeschöpftem asiatischem Papier, insbesondere japanischem Reispapier, das sie mit geometrischen Formen, Schriftzeichen, Zahlen, Architekturelementen, Ornamenten und Blatt-Gold zu poetischen Bildwelten transformiert und zu komplexen Bildräumen komponiert.

Seit den 1970er-Jahren hat sich Lore Bert eine künstlerische Sprache erarbeitet, die durch Präzision, Leichtigkeit und geistige Tiefe besticht. Ihre Arbeiten sind oft von mathematischen Konzepten, philosophischen Ideen und interkulturellen Bezügen durchdrungen. Dabei versteht sie Kunst nicht als bloßes Objekt, sondern als Ort der Reflexion – als Denkraum im ästhetischen Sinne. Vergeistigte Sensibilität. Zahlen, Zeichen, Textzitate aus Literatur und Philosophie, geometrische Formen, ornamentale Strukturen, Schriften anderer Kulturen, naturwissenschaftliche Zusammenhänge – das Vokabular ihrer Kunst ist reduziert, aber voller Bedeutung. Es ist ein Vokabular, das sich über Kulturen hinweg verständigt: zwischen Ost und West, zwischen Kunst und Wissenschaft, zwischen Tradition und Gegenwart. Ihre Arbeiten sind inspiriert von Mathematik, Philosophie, Kalligrafie, Architektur – doch immer bleibt der Zugang offen, sinnlich, erfahrbar und für jeden einzelnen persönlich deutbar.

In der Ausstellung zum Sommerfest werden vor allem Werke von 2023 + 2024 gezeigt und ein Beispiel von 2025 ist auch dabei. Sie schließen an an das Œuvre des in Papierbilder 4 dokumentierten Zeitraums von Bildobjekten und Transparenten.

Anfangs gibt es noch einige Werke in Magenta-Farbigkeit. Speziell die beiden Masterpieces Magenta DNA und Kreis mit Goldkrone in Magenta, beide in 180 x 180 cm, die thematisch in Zusammenhang mit den letzten Bildern von 2022 stehen und gewissermaßen eine Überleitung bilden.

Dann dominiert in 2023 vor allem eine Farbigkeit in Schwarz und Weiß kombiniert mit Blattgold-Elementen. Das können orientalische Muster und Ornamente sein, oder einfache Quadrat-im Quadrat-im Quadrat-Konstellationen. Bemerkenswerter Weise erscheinen Kompositionen in Verbindung von Rechteck- mit Dreieck-Formen, dazwischen immer wieder Blattgoldelemente, die gelegentlich an Art Deco-Formen erinnern. Auch erscheinen vermehrt Gitter-Konstruktionen und die ersten Sterne.

In 2024 tritt dann als bevorzugte Farbigkeit ein gedeckter Türkiston auf, meist in Form von 6-eckigen Sternen, immer im Dialog mit Weiß und oft mit Blattgold. Gelegentlich wechseln die Sterne auch ihre Farbigkeit zu rot oder orange. In Türkis, Weiß und Blattgold entstehen auch wieder eine Reihe ornamentaler Strukturen wie Raum – Flächen, Perspektiven oder auch einfach nur Stufen – die man sowohl im Formenkanon des Vorderen Orients, oft in Moscheen, wiederfindet, wie auch in Christlichen Sakralbauten wie beispielsweise in Santa Maria Maggiore in Rom, einer wunderschönen Kirche mit zahlreichen ornamentalen Strukturen und Ausschmückungen, in der sich – neben aktuell der Heiligen Pforte – auch das Grab von Papst Franziskus befindet.

Die jüngste Arbeit in der Ausstellung ist ein Bildobjekt von 2025 mit dem Titel Raster mit Dreiecken in Türkis, Weiß und Blattgold, in 140 x 140 cm. Dazu sind auch die entsprechenden Multiples dieser Jahre zu sehen – soweit sie noch zu haben sind.

Lore Bert hat in über 30 Ländern ausgestellt – von Venedig bis Kairo, von Paris bis Seoul, Mexiko und Montreal, USA, Sarajevo, Nepal und der Vordere Orient. Sie war in zahlreichen Biennalen vertreten – oft als Ehrenkünstlerin. Ihre Kunst überschreitet Grenzen: geografisch, gedanklich, formal. Und sie tut das mit einer Haltung, die nicht laut sein muss, um Wirkung zu entfalten. Denn was ihre Werke auszeichnet, ist nicht nur ihre visuelle Schönheit, sondern auch ihre innere Klarheit. Sie hat eindrucksvoll gezeigt, wie Kunst Brücken zwischen Kulturen, Zeiten und Disziplinen schlagen kann. Besonders ihre großformatigen Installationen verwandeln Räume in meditative Erfahrungsräume, in denen sich Ordnung und Intuition, Wissenschaft und Spiritualität, Sichtbares und Unsichtbares begegnen.

Lore Berts Werk lebt von der Stille und der Konzentration, von der Ausgewogenheit zwischen Struktur und Offenheit. Ihre Kunst lädt ein zur Kontemplation – und zu einem bewussten Blick auf die Welt, der die Oberfläche überschreitet. Lore Bert ist eine Künstlerin der Stille – in einer lauten Welt. Ihre Werke laden uns ein, zu sehen, zu denken und zu verweilen. Sie fordert unsere Aufmerksamkeit – und belohnt uns mit Erkenntnis.

In ihrer Kunst verbindet sie die Kulturen der Welt zu einem großen Ganzen und darf damit zurecht als ›Botschafterin des Friedens‹ bezeichnet werden.



Dr.  Dorothea  van der Koelen

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