Raimund Girke Daniel Buren und Raimund Girke im Dialog
20. Januar 2022Raimund Girke – Der Maler des Weiß vom 28.08.2020
Raimund Girke (1930–2002) ist ein großartiger Maler, der oft als Maler des Weiß bezeichnet wird. Bei seinen Bildern handelt es sich um reine Malerei. Die Ölfarbe war sein bevorzugtes Material, welche er mit weit ausgreifenden Pinselstrichen auf die Vorderseite der Leinwand in einem immer erkennbaren Duktus – wie seine Handschrift – auftrug. Durch große Gesten und Pinselstrich-Bewegungen vermochte er Räumlichkeit und Tiefe zu erzeugen, ohne irgendeinen Gegenstand zu zeigen. Beim genauem Anschauen jedes einzelnen seiner Bilder erkennt man die verschiedenen Schichten des Farbauftrags, die eine weitreichende Farb-Palette implizieren. Die Bearbeitung eines Bildes von Girke dauerte oft mehrere Jahre, in denen das Werk durch Addieren weiterer Farbschichten immer wieder Veränderungen durchlief. Die Dynamik der Pinselstrich-Bewegung einerseits und die Überlagerung zahlreicher Farbschichten andererseits erzeugen die ungewöhnliche Räumlichkeit, die Girkes Leinwänden zu eigen ist.
In der neuen Ausstellung Farbe und Form im Dialog, die seit dem Jahreswechsel 2021/2022 in der Cadoro – Zentrum für Kunst und Wissenschaft in Mainz – zu sehen ist, begegnet Raimund Girke, der Maler des Weiß, Daniel Buren, dem französischen Meister der Minimal Art. In den zwei Hälften des Showrooms im Erdgeschoss der Cadoro stehen sich die Werke der beiden Meister gegenüber. Dabei veranschaulichen die Werke in ihrer Unterschiedlichkeit eher den Facettenreichtum der (gegenstandslosen) Kunst, als dass sie einen Gegensatz bilden würden. Vielmehr ergänzen sich die Arbeiten, die auf der einen Seite die Farbe und auf der anderen Seite die Form in den Fokus des künstlerischen Schaffens rücken.