Mario Reis, geboren 1953 im oberschwäbischen Weingarten, ist ein vielseitiger und international arbeitender bildender Künstler. Charakteristisch für sein Schaffen ist die von ihm initiierte Eigendynamik von elementaren Kräften unter Mitwirkung vielfältiger Medien, die er aktiv an dem kreativen Gestaltungsakt teilhaben lässt. Sein variationsreiches Spektrum umfasst dabei bildnerisch festgehaltene Zugspuren, die Signaturen fließender Gewässer in seinen Naturaquarellen, echte Knallfrösche in den Partituren eines Froschkonzertes bis hin zu Oxidations-Prozessen von Salz und Kupfer, deren gestalterischem Potenzial Mario Reis künstlerische Form verleiht.
Die Bildergebnisse sind niemals im herkömmlichen Sinne gestaltet. Vielmehr initiiert (und beendet) der Künstler – einem Choreographen gleich – die Gestaltungsprozesse, greift aber in deren Verlauf nicht ein. Gleichwohl weisen sie stets eine hohe ästhetische Realität auf, eine nahezu malerische Poesie in Schönheit und Authentizität.
Die Arbeiten, die im Fokus unseres heutigen Films stehen, weichen von der eben genannten Regel ab. In seinen Champagnerkorkenstempeldrucken verwendet Mario Reis Korken von Champagnerflaschen, die er vorher im Namen der Kunst geleert hat, um mit ihnen Abdrücke auf Papier zu fertigen. Das Verfahren gleicht dem des Flachdrucks, da die Firmeninsignien und sonstige Schrift auf dem Kopf des Korkens keine Tinte annimmt und daher nicht-druckend bleibt, während der Kork Tinte aufnimmt und damit druckend wird.
Bei Mario Reis’ Champagnerkorkenstempeldrucken ist im Unterschied zu allen anderen Werkgruppen mehr kompositorischer Eingriff erkennbar, denn abgesehen von der Entscheidung, in einem festen Raster oder frei zu stempeln entscheidet der Künstler auch, wann er mit dem Korken neue Farbe aufnimmt. Diese Wahl beeinflusst, wie stark und wie weit die aufeinander folgenden Abdrücke verblassen und wann der Zyklus erneut mit dunkler, kräftiger Farbe beginnt.
Seine unverwechselbare künstlerische Form hat Mario Reis – dem ehemaligen Meisterschüler von Günther Uecker – zu weltweiter Anerkennung verholfen. So hat er mehrere Preise erhalten u.a. den Suntory Prize, Osaka (Japan) und den Kunstpreis der Stadt Gelsenkirchen. Seine Arbeiten sind in zahlreichen nationalen und internationalen Sammlungen vertreten.