Heinz Gappmayr in situ
8. April 2021Heinz Gappmayr (1925-2010) ist Hauptvertreter der visuellen Poesie im deutschsprachigen Raum. Seit Ende der 60er Jahre machte er die Sprache zum Material seines Werkes. Zeichen, Worte, Zahlen und geometrische Grundformen werden von ihm visuell präsentiert, um die kategorialen Möglichkeiten von Sprache zu untersuchen. Gappmayr bildet mittels Sprache Ideen und Begriffe ab, die sich aufgrund ihrer abstrakten Natur bildlich nicht darstellen lassen. In seiner Schrift zur konkreten Poesie weist der Künstler darauf hin, dass Begriffe Ideen sind und daher eine unendliche Anzahl möglicher Gegenstände und Vorstellungen umfassen können.
Diese Überlegungen führten zu den Textbildern, die eine besondere Stellung im Oeuvre Gappmayrs einnehmen. In diesen Werken versucht er, Begriffe anschaulich zu machen, die selbst nicht anschaulich sind, aber aller empirischen Erkenntnis zugrunde liegen. Dabei nehmen die beiden apriorischen Begriffe »Zeit« und »Raum« eine zentrale Rolle im Werk Heinz Gappmayrs ein.
Seit 1979 erschuf Gappmayr auch Textinstallationen im Raum. Im Vergleich zu anderen zeitgenössischen Künstlern, die im Kontext von Räumen mit Sprache arbeiten – wie Lawrence Weiner oder Robert Barry –, ist für Gappmayr der reale Raum mit all seinen Besonderheiten nicht nur der Rahmen für einen vergrößerten Text. Der Raum, mit all seinen Eigenheiten, konstituiert das Kunstwerk mit. Der Text bezieht sich evokativ auf die Umgebung, um am Gegensatz das Reale der Sprache und der physikalischen Welt sichtbar zu machen.