Lore Bert
Konstruktion und Phantasie

– 13. April 2025

Goethe-Museum Düsseldorf

Wir freuen uns sehr, dass in Zusammenarbeit mit unseren Freunden Prof. Dr. Ralf-Dietrich Müller und Dr. Volker Michael Kroll vom Kunstraum KM_159 die Ausstellung von Lore Bert im Goethe-Museum in Düsseldorf organisiert wurde, die am Sonntag, den 19.1.2025 um 16 Uhr in Anwesenheit der Künstlerin eröffnet wird.

Frau Dr. Heike Spies, die kommissarische Direktorin des Goethe-Museums wird die Ausstellung eröffnen und den Bezug zu Goethe – insbesondere seinem Text Ginkgo Biloba aus dem West-Östlichen Diwan – herstellen, der originalhandschriftlich Bestandteil der Ausstellung sein wird, während Dr. Dorothea van der Koelen ganz allgemein zum Werk von Lore Bert und ihrem Bezug zu den Geisteswissenschaften eine kurze Rede beisteuert.

Schon früh, bereits in den 80er Jahren, hat Lore Bert sich mit den Wissenschaften auseinandergesetzt und sie immer wieder zum Thema ihrer Arbeit gemacht. Das beginnt mit den Geisteswissenschaften wenn sie beispielsweise für das Gutenberg-Museum in Mainz für ein großformatiges Environment den Titel Das Dialogische Prinzip wählt und sich dezidiert auf Martin Buber bezieht, oder wenig später die zahlreichen Texte verschiedener Philosophen von Immanuel Kant, über Willard van Orman Quine, Nelson Goodman und Aristoteles in ihre Bildsprache übersetzt.

Auch sprachliche Formen der Literatur finden ihr Interesse und so integriert sie Zitate von Dante, Goethe und Rilke in ihre Werke, formt Zeilen von Jean Paul und Statements von Macchiavelli für den Neubau der geisteswissenschaftlichen Universität in Bayreuth.

Goethes Spektralkreis, von dem es zahlreiche Variationen gibt – eine größere Variante gerade im Goethe-Museum ausgestellt, eine kleinere Variante aktuell im Kunstraum KM_159 – zeigt eine eigene bildnerische Auseinandersetzung mit der Farbenlehre, die von Johann-Wolfgang von Goethe doch so sehr anders betrachtet wurde als von Sir Isaac Newton.

Neben den Geisteswissenschaften gilt das Interesse von Lore Bert auch naturwissenschaftlichen Phänomenen. Sie beschäftigt sich mit der Astronomie von Galileo Galilei, untersucht das Phänomen der Gravitation zum Erdmittelpunkt, widmet ihm das Environment … und sie bewegt sich doch! und visualisiert die Konstellation des heliozentrischen Weltbildes von Nikolaus Kopernikus in der ihr eigenen Formensprache.

Doch in der Düsseldorfer Ausstellung geht es um Goethe. Interessanterweise hat Lore Bert mit ihren mehr als 325 Ausstellungen in 30 Ländern dieser Erde sehr oft mit Goethe-Instituten, wie auch den betreffenden Botschaften, zusammengearbeitet, ob in Montreal, Seoul, Sarajewo oder Mexiko beispielsweise. Da ist es sehr schön, wenn sie jetzt auch in einem Goethe-Museum ihre Werke zeigen kann.

»Künstlerische Kreativität befindet sich im Widerspruch zu bekannten Normen, grundsätzlich, sonst ist sie nicht kreativ.«, schrieb Günther Uecker – der ja in diesem Museum kein Unbekannter ist – vor vielen Jahren einmal. Kein Wunder also, wenn Lore Bert den Farbkreis anders interpretiert, wenn Sie die Ginkgo Blätter stilisiert und in ein safrangelbes Feld setzt – so, wie mehr oder weniger die Herbstfarbe dieses Baumes aus dem Orient sind, wenn die Blätter fallen, oder wenn sie das Gedicht in der ihr eigenen Weise in ihre Bildsprache umsetzt.

Dass mit der Ausstellung in Bielefeld 1992 ihr Weg vom Okzident in den Orient gestartet ist, ist ein weiteres bemerkenswertes Merkmal. Künstler sind Seismographen, die Dinge, Begebenheiten, Veränderungen vorausahnen können, ohne dass sie sie selbst eigentlich wissen. Im Sommer 2019 hat Lore Bert einen Spektralkreis mit Goldkrone (Corona) geschaffen. Wenige Monate später bricht eine fürchterliche Pandemie aus …

Nach 1992 und der Ausstellung in Bielefeld, folgt wenige Jahre später 1995 die Ausstellung Spuren der Erinnerung – Zeichen der Gegenwart im Palacio Nacional in Sintra (Portugal). Von da aus geht es bereits im Dezember 1995 nach Kairo, dann folgen Abu Dhabi 1998, Sharjah 1999 und Dubai in den Emiraten und schließlich auch Bagdad im Irak …

Lore Berts Werk ist universell, in gewisser Weise eine Weltsprache, und wie Goethe sich in seinen Schriften (Italienische Reise) und Gedichten (West-Östlicher Diwan) beispielsweise mit anderen Welten auseinandergesetzt hat, so hat Lore Bert dies auf bildnerische Weise getan. Ihre Offenheit anderen Ländern Nationen, Religionen, Formen und Geschichte gegenüber hat ihr Werk sehr vielfältig gemacht und bereichert.

Dr.  Dorothea  van der Koelen

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