Vera Röhm Poetik des Kosmos
23. März 2023
Vera Röhm
Vera Röhm arbeitet mit Raum und Zeit. Auf vielfältige Weise setzt sie sich mit der Präzision und Klarheit der Wirklichkeit auseinander und beobachtet die formale Schönheit von Proportionen. Mit großer Kontinuität hat sie sich auf die Suche nach Bildern von Objekten und Konstruktionen begeben, um den Zusammenhang von Körper, Bewegung und kosmischen Phänomen hervorzuheben. Die Ausstellung Vera Röhm · Poetik des Kosmos in der Cadoro – Zentrum für Kunst und Wissenschaft der Galerie Dr. Dorothea van der Koelen in Mainz-Hechtsheim präsentiert eine Auswahl von neuen Arbeiten aus verschiedenen Werkzyklen. Im Erdgeschoss der Cadoro sind die große Installation Laborinth und die Skulptur Bogentor zu sehen. Diesen Teil der Ausstellung wollen wir Ihnen in dieser Woche vorstellen.
Für die Installation Laborinth fügt Vera Röhm drei bogenförmige Segmente zu einem offenen Raum. Auf den freistehenden, über zwei Meter hohen Wänden leuchtet der Satz »Die Nacht ist der Schatten der Erde« in 251 verschiedenen Sprachen. Seit 1985 arbeitet Vera Röhm mit dieser poetischen Aussage, die von dem barocken Naturforscher, Astronomen und Sprachwissenschaftler Johann Leonhard Frisch (1666–1743) überliefert wurde.
Die erstaunlich vielen Sprachen mit ihren sowohl fremd als auch vertraut anmutenden Buchstaben und Symbolen leuchten aus der Dunkelheit hervor. Ihr Licht durchdringt den Raum. Das Laborinth lädt angesichts der Mannigfaltigkeit seiner Übersetzungen und Typographien dazu ein, eine polyglotte Welt zu entdecken: Ein kosmisches Phänomen, das alle Bewohner der irdischen Welt täglich erleben, wird hundertfach benannt und sichtbar in den Sprachen der Welt.
Das Bogentor gehört zu einer neuen Serie von Werken. Es handelt sich um Skulpturen aus Cortenstahl und Plexiglas. Sie loten in Varianten den Möglichkeitsraum von Bogen und Tor, die Balance der Formen zueinander und die Freiheit der Figur im Raum aus. Sich verändernde Radien und weite oder enge Bogenkrümmungen bestimmen die ästhetische Wahrnehmung von der physischen Präsenz der Skulpturen. Die verschiedenen Bogentore thematisieren das präzise Verhältnis zwischen Dimension und Idee, das Maß, und die Vorstellung des Runden. Sie führen das Verhältnis der Materialien zueinander und den Unterschied der geometrischen Figuren von Kreis und Kugel bzw. Linie und Stele vor Augen.
In dieser Woche werden die raumgreifenden Skulpturen in der Cadoro aufgebaut. Wie die fertige Ausstellung aussehen wird, kann jeder Kunstfreund selbst in Augenschein nehmen, wenn die Schau am 22. April 2023 feierlich eröffnet wird. Einen Blick hinter die Kulissen unseres Ausstellungshauses und in die Aufbauarbeiten machen wir aber schon heute möglich: mit unseren Videoimpressionen des Ausstellungsaufbaus. Viel Spaß beim Anschauen.
