Art Karlsruhe Halle 1 Stand B11 und Skulpturenstand A17

7.–10. Juli 2022
Dorothea van der Koelen - Art Karlsruhe
10:25

Vorschau Art Karlsruhe 2022

Neben Künstlern wie Turi Simeti, Günther Uecker, Mario Reis, Mohammed Kazem, Fabrizio Plessi, Vera Röhm, Hans Jörg Glattfelder und natürlich Lore Bert präsentiert die Galeristin, Verlegerin und Kunsthistorikerin Dr. Dorothea van der Koelen auf der Art Karlsruhe 2022 die Spitzenkünstler ihrer jüngsten Schauen. Zwei der vier Künstler, die auf der Messe mit einer One Man Show vertreten sein werden, stellen wir Ihnen heute vor.

Wulf Kirschners Hauptwerkstoff ist der Stahl. Unter Verwendung verschiedener Stahlsorten (Schiffsbaustahl, Edelstahl, Cortenstahl) und ausgewählter unterschiedlicher Elektroden (Chromnickel-, Universal- oder kalkbasischen Elektroden), die er zeilenweise darauf schweißt, gelingt es dem Cuxhavener Bildhauer, seinen Reliefs und dreidimensionalen Körpern eine poetische Farbigkeit und malerische Struktur einzuschreiben. Wulf Kirschner hat sich der Unendlichkeit der Linie verschrieben, sie ist sein wesentliches Gestaltungselement.

Linie für Linie aufschweißend erschafft Wulf Kirschner Zeilen, die denen eines Buches gleichen. Der Betrachter folgt ihnen durch die anerzogene Leserichtung. Seine Werke, die zumeist geometrischen Grundformen folgen, sind Ausdruck von Gleichform und Vielfalt. Keine Schweißnaht gleicht der anderen und doch entfalten sie in der Gesamtheit ihre Wirkung. Unvorhersehbar in ihrer Struktur und Farbigkeit entwickeln die Linien eine malerische Qualität und poetische Schönheit. Seine Schweißnahtarbeiten zeigen, wie groß die Differenzierungsmöglichkeiten innerhalb eines scheinbar festgelegten Systems sind. Je nachdem, welches Material er verwendet, können seine Bildwerke eine farbig schillernde Oberfläche aufweisen oder in warmen Erdtönen Harmonie erzeugen. Besonders gut kann das bei den Reliefarbeiten beobachtet werden, die am Hauptstand der Galerie van der Koelen in einer One Man Show präsentiert werden. Die auf dem Skulpturenplatz und im Skulpturengarten präsentierten Arbeiten zeigen beispielhaft, wie sorgfältig der Künstler seine Objekte konstruiert.

Unter Rückgriff auf die Gruppen der platonischen, der archimedischen und der Johnsonkörper haucht er den delikaten geometrischen Konstruktionen Leben ein, gibt ihnen Form in robustem Schiffbaustahl. Dabei legt Kirschner großen Wert auf die Ausgewogenheit von Form und Inhalt, wobei Letzterer hier mit der Ausgestaltung der Oberfläche gleichzusetzen ist. Die Wahl der Elektroden und ihre Anordnung erlauben dem Künstler die poetische Ausgestaltung des Werkes, die mit der skulpturalen Form eine symbiotische Beziehung eingehen.

Der 1961 in Daegu geborene südkoreanische Künstler Nam Tchun-Mo wird der Dansaekhwa-Bewegung zugerechnet. Dansaekhwa ist eine in Südkorea seit den 1960er Jahren etablierte Kunstströmung, die radikal abstrakt und weitestgehend monochrom arbeitet und darin vielleicht am ehesten der europäischen ZERO-Bewegung vergleichbar ist.

Nam Tchun-Mos Arbeiten sind formal weitgehend auf das Grundelement der zeichnerischen Linie reduziert. Sie hat – je nach Werkgruppe – einen anderen Charakter, kann z.B. elegant und sanft geschwungen daherkommen, wie in den spring-Arbeiten, streng formal und schnurgerade, wie in den Arbeiten der beam-Gruppe oder improvisiert-genialischen Pinselstrich-Duktus, wie ihn die stroke lines-Werke aufweisen.

Die Linie bleibt dabei aber nicht auf dem Bildträger. Sie erhebt sich in die dritte Dimension, durch Kunstharz zur reliefartigen Struktur verstärkt. Die Erforschung der Linie und das Einfangen des Lichts – eine Parallele zu den Arbeiten des emiratischen Künstlers Mohammed Kazem (Collecting Light-Arbeiten), der ebenfalls am Messestand der Galerie vertreten ist – stehen im Mittelpunkt von Nam Tchun-Mos kreativem Schaffen.

Die Wirkung des Lichts auf seine in vielen verschiedenen Farben ausgeführten Werke, das Spiel von Licht und Schatten auf seinen Reliefs stellt einen Bezug zu seiner Kindheit her, wo er als Bauernsohn Sonnenlicht und Schatten über die Ackerfurchen der sich weit und breit erstreckenden Chili- und Tabakfelder seines Heimatlandes tanzten.

Noch bis zum 14.09.2022 ist in der Cadoro – Zentrum für Kunst und Wissenschaft in Mainz die neue Ausstellung Gestures in Lines von Nam Tchun-Mo zu sehen. Auf zwei Etagen des weitläufigen Ausstellungshauses werden neue Werke aus den letzten fünf Jahren präsentiert. Wir freuen uns, Sie zu dieser großartigen Schau in unserem Hause in Mainz-Hechtsheim begrüßen zu dürfen.

Werke

Wulf Kirschner
Wulf Kirschner
2021
Wulf Kirschner - Ikosidodekaeder
Wulf Kirschner
Ikosidodekaeder ‧ 2020
Corten, Chromnickel geschweißt
ø 144 cm,
Inv.-Nr. 5779
Nam Tchun-Mo
Nam Tchun-Mo
2022
Nam Tchun-Mo - spring 22-24
Nam Tchun-Mo
spring 22-24 ‧ 2022
Acrylfarbe auf beschichteter Leinwand
100 x 73 cm,
Inv.-Nr. 5962

Anfrage
Dr.  Dorothea  van der Koelen

Galerie