Fabrizio Plessi Artist Talk

12. Mai 2022

Fabrizio Plessi

Fabrizio Plessi als Videokünstler zu bezeichnen sei falsch, sagte S.E. Botschafter Umberto Vattani 2015 zur Eröffnung der Ausstellung Pezzi Storici in der Cadoro – Zentrum für Kunst und Wissenschaft in Mainz. Videofilme sind nur ein Werkzeug im Werkzeugkasten des Wahlvenezianers, das er genauso verwendet wie Stahl, Papier oder Stoff.

Vielmehr stehen die beiden gegensätzlichen Elemente Wasser und Feuer im Mittelpunkt von Fabrizio Plessis Schaffen. Und die Entscheidung des Künstlers, sich in Venedig niederzulassen, wurde nicht unwesentlich von der Omnipräsenz des Wassers in der Lagunenstadt beeinflusst.

„Wasser ist seine Obsession in jeder nur denkbaren Dimension, in allen Erscheinungsformen und Funktionen. Er umkreist es immer wieder in seiner Arbeit, er lässt sich von ihm herausfordern, er fürchtet es, er spielt mit ihm, er verwandelt und bearbeitet es. Und er macht immer neue, überraschende Vorschläge, wie mit ihm umzugehen sei. Seinem von 1968 bis heute entstandenen Werk hat er den Oberbegriff Acquabiografico gegeben…“, schreibt Jens Christian Jensen in seinem Katalog der Kunsthalle zu Kiel 1977.

Wahr ist aber auch, dass Fabrizio Plessi mit Fug und Recht als Pionier der Videokunst bezeichnet werden kann. Nach frühen Experimenten mit anderen künstlerischen Ausdrucksformen wie der Performance und neben noch heute präsenten Arbeiten in anderen Medien (wie z.B. Zeichnungen) sind Videoarbeiten genau so zum Markenzeichen Plessis geworden wie Plessi zum Gesicht der Videokunst. Kein anderes Medium erlaubt die Abbildung des flüchtigen, unruhigen, sich stets verändernden Charakters des Wassers besser als das Video.

So veränderlich wie das Wasser ist auch Fabrizio Plessis Verwendung des Videos in seinen Skulpturen und Installationen. Während es in früheren Arbeiten – wie der legendären Installation Roma auf der Documenta 1987 – in den Kontext anderer skulpturaler Materialien eingebettet war, geht die Entwicklung der neueren Arbeiten mit einer zunehmenden Reduktion auf den Bildschirm einher, wie an den Arbeiten der Splash-Gruppe oder der Installation Gold, die in der neuen Ausstellung Im Wandel der Zeit in La Galleria Venezia in diesem Sommer gezeigt wird, zu sehen ist. Im Rahmen der Vorbereitung zu dieser Ausstellung hat sich Dr. Dorothea van der Koelen mit Fabrizio Plessi zum Künstlergespräch getroffen. Darin sprechen die Galeristin und der Künstler unter anderem über die Inspiration zu Plessis neuester Arbeit und die Grundprinzipien seines künstlerischen Schaffens.