KUNSTZEITUNG NR. 98  OKTOBER 2004
 

25 JAHRE GALERIE VAN DER KOELEN

"Hier geht es wegen der Vorbereitung zur großen Ausstellung drunter und drüber, und ich weiß kaum noch ein und aus, jede Woche drei bis vier Transporte, und überdies geht es am Freitag wieder nach Venedig". Dr. Dorothea van der Koelen frönt immerzu ihrem liebsten Hobby: 24 Stunden am Tag fürs Geschäft da zu sein. Und damit für die Kunst. "Ich bin jeden Monat ungefähr zehn Tage in Mainz, fünf in Venedig und zwei Wochen irgendwo sonst auf der Welt." Wenn die Powerfrau aufdreht, ducken sich die Tauben auf dem Markusplatz. La Galleria a Venezia hat sie zur vorletzten Biennale eröffnet.

Die Dependance in der Lagune ist Galerie Nummer drei. "Dem sinnlich wahrnehmbaren Kunstwerk gehört meine ganze Leidenschaft, und so bin ich schon a priori für die Kunst", sagt die philosophisch gebildete Kunsthändlerin. Am 23. Oktober feiert sie die ersten 25 Jahre ihrer Galerietätigkeit mit der Ausstellung "APRIORI" und 25 Künstlern aus zwölf Ländern. Die Vierundvierzigjährige, die womöglich wegen ihrer Rastlosigkeit - "ich bin unsesshaft" - so mädchenhaft blieb, glaubt, dass "Kunstwerke etwas sichtbar machen, was sonst vielleicht nicht sichtbar wäre", und dass Künstler "das von der Erfahrung Unabhängige und sie erst Ermöglichende" in die Welt setzen.

Wie früher mit dem Motorroller, so düst Madame 100.000 Volt nunmehr per Jet durch die Welt, immerzu auf der Suche nach Erkenntnisgewinn und in der Absicht, zukünftige Sammler heranzubilden. Wie fing alles an? "Diese reife Geschäftigkeit, diese frühe Bewusstheit" bewunderten an ihr schon Schulfreundinnen wie Bettina Gräfin Pfeil, die meint, dass die Mainzerin einer "Bestimmung" folgte. Zum van-der-Koelen-Imperium gehören noch ein Verlag und eine Stiftung. Die Galeristin organisiert Ausstellungen und Kunst-am-Bau-Projekte, ist umtriebig von Dresden bis Sharjah. Ihre Künstlerliste umfasst Eduardo Chillida, Fabrizio Plessi, Lawrence Weiner und ihre Mutter, Lore Bert. "Sollte das einmal zum Konflikt geführt haben, dann ist das so lange her, dass ich mich dessen nicht mehr erinnere", sagt sie. "Ich bin zu sehr Kunsthistoriker, und wenn man sich eine Sache zu eigen gemacht hat, indem man geforscht und Zusammenhänge hergestellt hat, dann ist das plötzlich ein faktisches Werk."

Besonders gern bietet Dr. Dorothea van der Koelen Kunst in Italien feil. Spontankäufe im fünfstelligen Bereich seien schließlich in der Serenissima nicht selten. "Während der Deutsche gerade in diesen Zeiten besonders zweifelt und Angst hat zu verarmen, ist der Italiener immer irgendwie gut zu sich selbst und sagt sich, wenn schon alles schlecht ist, dann kaufe ich mir wenigstens ein schönes Bild." Auguri.

Dorothee Baer-Bogeschütz