PRESSEMITTEILUNG  13.4.2004
 

DAS ERLEBNIS DER FARBE IN DER MALEREI LOTHAR QUINTES

Eine Retrospektive von Lothar Quintes ›Unbekannten Bildern‹ in der Galerie Dorothea van der Koelen in Mainz

Dem verstorbenen Maler Lothar Quinte widmet die Galerie Dorothea van der Koelen eine Retrospektive, in der signifikante Gemälde seines Frühwerks aus den 60er und 70er Jahren gezeigt werden, mit denen sich Quinte weltweit künstlerische Anerkennung verschafft hat.

In den frühen 60er Jahren entstehen Quintes Schleierbilder, die den Schritt von einer anfangs noch gestisch geprägten Malerei zu einer objektiven Farbfeldmalerei markieren. In dunklen Farbtönen gezogene vertikale Streifen verdichten sich auf einem in Grauschattierungen ausgeführten Hintergrund zu einem losen Gefüge, das die Assoziation an einen Schleier hervorruft.

In der folgenden Werkgruppe der Fensterbilder erfahren die Formengebilde, die Quintes Farbräume besetzen, eine weitere Geometri- sierung, die schließlich Anfang der 70er Jahre zu den Fächerbildern führt. Als Beispiel kann hier Fächerbild horizontal angeführt werden. Das großformatige Gemälde wird von einem monochromen schwarzen Hintergrund domi- niert, der in der unteren Bildhälfte von einem Fächer durchschnitten wird. Dieser nimmt seinen Ausgangspunkt am linken Bildrand. Konstruktivistisch gestaltete Geraden in einem Wechsel aus irisierenden Blau- und Rottönen durchlaufen horizontal das Bildfeld. Je weiter sich die Geraden in den Farbraum öffnen, desto transparenter werden sie, bis sie schließlich von dem dunklen Grund aufgesogen werden. Die Drippingbilder aus den späten 70er Jahren stehen für eine Neuorientierung Quintes. Um seine konstruktivistische Formensprache aufzubrechen, fließen Anklänge an die gestische Malerei in die Bildgestaltung ein. So fällt die Farbe frei von oben über das Bild, wird aber durch Parallstreifen in eine formale Struktur eingebunden.

Der 1923 in Oberschlesien geborene Quinte zählt zu den Malern der Nachkriegsgeneration, die nach einer Überwindung des dominierenden Informel suchen. Mit seinen innovativen Ansätzen gelingt es ihm, eine singuläre Position innerhalb der Avantgardemalerei einzunehmen. Quinte bringt eine reduktive Farbfeldmalerei hervor, die sich aus der Spannung zwischen einer geometrisierenden und gestisch aufgelockerten Formgestaltung konstituiert. Aus dieser Polarität entwickelt Quinte eine Vielfalt an Bildfindungen. Seine Farbräume, die er bis zur Monochromie vereinfacht, versetzen durch die sinnliche Präsenz der Farbe die Fläche in Vibration und entwickeln einen Tiefensog: ›Der Betrachter soll sich in das Bild fallen lassen ...‹ Die Farbe tritt in Quintes Werk in den variationsreichsten Nuancen in Erscheinung. Von dunklen, matten Farbtönen zu irisierenden Farben voller Leuchtkraft, von kontrastierenden Farbzusammenstellungen zu feinen Farbabstufungen. Seit 1978 unternimmt Quinte jährliche Reisen nach Indien, dessen intensive Farbigkeit ihren Niederschlag in seinen Bildern findet. Wie Quinte betont, liegt die Intention seiner Kunst darin, die Sinnlichkeit der Farbe zum Ausdruck zu bringen und den Betrachter in dieses Erlebnis einzubinden. Er möchte ›an die Sinnenkräfte des Betrachters appellieren‹ und ihm die Möglichkeit geben, sich von der autonomen Realität seiner Bilder einfangen zu lassen.

Lothar Quinte, der im Juni 2000 verstorben ist, wurde für sein künstlerischen Werk mit Preisen wie u.a. dem Lovis Corinth-Preis der Künstlergilde Esslingen ausgezeichnet. Seine Arbeiten sind in zahlreichen öffentlichen Sammlungen vertreten u.a. in der Pinakothek in Dresden, der Sammlung der Deutschen Bank in Frankfurt, dem Zentrum für Kunst und Medientechnologie in Karlsruhe, dem Wilhelm-Hack-Museum in Ludwigshafen, dem Museum of Modern Art in New York, der National Gallery of Modern Art in New Delhi, dem Museum Ostdeutsche Galerie in Regensburg und der Galerie der Stadt Stuttgart.

Zur Ausstellung von Lothar Quinte erscheint der Nachtragsband zum Werkverzeichnis der Gemälde Opus 2, im Chorus-Verlag.

Die Ausstellung ist geöffnet:
24. April - 4. Juni 2004
MO - FR 9.00 - 17.00 Uhr u.n.V.

GALERIE DOROTHEA VAN DER KOELEN
Hinter der Kapelle 54
D - 55128 Mainz
Tel. +49 - (0)61 31 - 3 46 64
Fax +49 - (0)61 31 - 36 90 76

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Dr. Dorothea van der Koelen
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